FUTURO

Instandsetzung des Futuro Vlotho/Witten

Bearbeitung durch Pamela Voigt: Betreuung (LP8) und Dokumentation der Restaurierung sowie des Ab- und Aufbaus der Gebäudehülle, inklusive Tür.

  • Auftraggeber: Pinakothek der Moderne, Die Neue Sammlung, München
  • Verantwortlicher Restaurator Gesamtprojekt: Tim Bechthold (Dipl.Rest.Univ.) Head of Conservation, Conservation Department, Die Neue Sammlung, Pinakothek der Moderne
  • Ausführende Firma: SKZ - Das Kunststoffzentrum, Halle/Saale
  • Zeitraum: 2016/17
  • Entwurf: Matti Suuronen, Finnland, 1965-67
  • Prototyp: März 1968, durch Polykem Ltd, Helsinki
  • Serienfertigung: 1968-78, durch Polykem Ltd, Helsinki; insgesamt 20 Stück
  • zwischen 1969-73 insgesamt 25 Lizenzen weltweit verkauft
  • Serienfertigung Lizenzen: insgesamt ca. 40 Stück

Geschichte des Kunststoffhauses

Im September 1968, mit der ersten Veröffentlichung der ersten Serienfertigung Nr. 001, begann der unvergleichliche Ruhm des weltweit bekanntesten Kunststoffbaus, des FUTURO. Dieses manifestierte den Ruf der vordem als zukunftsweisend und futuristisch anmutenden Kunststoffe als „Space Art“. War das „House of the Future“ (USA 1954) noch allein als Heim zukünftiger Generationen beworben worden, so war und ist das FUTURO ein UFO par excellence.

Der finnische Architekt Matti Suuronen entwickelte 1965-67 das ursprünglich als Aprés-Ski Hütte entworfene Ferienhaus im Auftrag seines Schulfreundes Dr. Jaakko Hiidenkari.

Beeinflusst wurde er hierbei durch seine Erfahrungen im Bauen mit faserverstärkten Kunststoffen für eine Siloüberdachung (1964) und seiner Suche nach einer geschlossenen Gebäudeform als Rückzugsort für eine Familie oder Freunde nach dem Skisport.

Das Beisammensein um einen zentralen Esstisch und die Erholung auf Liegestühlen führten Suuronen, selbst gerade am Frühstückstisch sitzend, zu der Idee eines runden Grundrisses und daraus folgend, einer Kugelform der Hütte. Die Aufstellung in unebenem Gelände bedingte die Lagerung dieser modernen Höhle auf Stelzen. Die letztendlich ellipsoide Gebäudehülle basierte auf der Entscheidung für eine mathematisch bestimmbare Form mit optimalem Rauminhalt.

„The key factor is pi. It is pure mathematics. Since it is pure mathematics, it was easy to make the first wooden mould.”
(Interview: Suuronen/Genzel, Voigt; 2002)

Zustand vor der Restaurierung (Auszug)

  • Oberflächenbeschichtung als Innenputz, weiß → 2013 aufgebracht worden
  • Flansche, inkl. Schrauben mit weißer Farbe (Innenfarbe – kein Lack) überstrichen

Festlegung: Abschleifen außen und innen Abschleifen/Putz abnehmen bis auf originales Gelcoat, dann neu beschichten mit Lack, gerollt → Materialproben durchführen

  • Alle Flansche der oberen Elemente wurden direkt über horizontalem Stoß ausgesägt -> um Innenausstattung umlaufend gleich anbringen zu können ! → extreme Schwächung der umlaufenden Fasern des Sandwichs
  • Flansche im Bereich bis ca. 1m über horizontalem Stoß stark verworfen, teils Spalt dazwischen – kann man durchschauen; GFK in Randbereichen zum bzw. der Flansche hat sich gelöst / Delamination → Beulen des Ellipsoiden
  • In 4 unteren Elementen steht Wasser seit Tagen/Wochen bis kurz unter mittigen Lüftungsöffnungen, wurde abgepumpt
  • Eisen der unteren Elemente korrodiert aber nur an Oberfläche → prüfen; Beschichtung des Eisens abgeplatzt
  • Holzplatten als tragende Flansche der unteren Elemente aus Multiplex oder Spanplatte, durch Nässe angegriffen → sorgfältige Trocknung bzw. durch gleichwertiges Material ersetzen

Festlegung: originales Material erhalten und durch zusätzliche Schichten, z.B. Flansche ertüchtigen, Metall nicht lösen und behandeln sondern im Gesamtelement belassen, säubern und neu beschichten

Instandsetzung des Futuro Vlotho/Witten